Das Corona-Virus öffnet uns die Augen und Ohren und zeigt uns global, was wir in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten politisch und wirtschaftlich falsch gemacht haben. Und es wird uns noch zeigen, dass es nicht das Ziel ist, ein wachsendes und weder zukunftsweisendes noch nachhaltiges Wirtschaftssystem mit einer unendlichen Geldmenge am Leben zu halten, sondern dass es darauf ankommt, den Bedürfnissen der Menschen und unserer Umwelt gerecht zu werden – also genau das, was die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen im Grunde erreichen wollen! Und das, was die Hamburger Klimawoche nun schon im zwölften Jahr erreichen will.
Bereits jetzt haben wir weltweit vermutlich schon mehr investiert, um das Coronavirus und die Folgen zu bekämpfen, was wir zur Eindämmung des Klimawandels global gebraucht hätten. Wenn wir dieses Geld und diese Energie ordentlich und früher kanalisiert hätten, wären wir dem Ende des fossilen Zeitalters schon viel näher sein. Heute werden Dinge im Eiltempo verändert, von denen wir nie geglaubt hatten, dass sie überhaupt geändert werden können. Bei allem menschlichen Leid der Pandemie, bei dem wir mit den gesundheitlich und wirtschaftlich Betroffenen und ihren Angehörigen mitfühlen, ist die Ausbreitung des Virus auch eine Chance, um unsere politischen Entscheidungen der Vergangenheit zu überdenken und sie in wahre und dem Menschen dienende nachhaltige Strukturen für die Zukunft zu lenken.
Im Gegensatz zum Klimawandel, hört die Politik, hören wir alle in der Corona-Krise auf die Wissenschaftler*innen und folgen ihren Empfehlungen. Längst ist die öffentliche Diskussion darüber entbrannt, dies auch bei der Bekämpfung des Klimawandels zu tun. So kommentiert am 22. März 2020 die „Spiegel“-Redakteurin Annette Bruhns imNDR: „Meine Hoffnung ist, dass wir aus Corona lernen. Dass wir endlich auf die Wissenschaftler hören. Denn die Forscher warnen ja nicht bloß, sie kennen auch Lösungen. Die Länder, die von Anfang an auf ihre Virologen gehört haben – allen voran Taiwan und seine rund 24 Millionen Einwohner –, werden aller Voraussicht nach die Pandemie am besten überstehen.“ Und sie folgert für den Einsatz gegen den Klimawandel und den Beitrag den jede*r Einzelne leisten muss: „Eigentlich wissen wir doch alle, was zu tun ist. So, wie wir jetzt solidarisch zu Hause bleiben müssen, damit sich unsere Mütter und Väter nicht anstecken, genauso müssen wir solidarisch sein mit unseren Kindern. Und auch nach Corona weniger Auto fahren, weniger fliegen, weniger konsumieren. Ja, das sind schlechte Aussichten für unser Wirtschaftswachstum, unseren Wohlstand, unser gewohntes Lebensgefühl.“
Es sind längst keine Einzelstimmen mehr. Auch der Virologe Christian Drosten von der Charité Berlin, der die Bundesregierung in der Corona-Pandemie berät, hatte schon früher befürchtetet, dass die intensive Massentierhaltung zu einer Verbreitung von Seuchen führen würde, die für uns Menschen gefährlich sein können. Deswegen forderte er im „stern“ am 21. März 2020 ein Umdenken bei uns allen. „Der aktuelle Grund sollte jetzt sehr überzeugend sein, notwendige Veränderungen in Angriff zu nehmen. Das Problem ist der Fleischhunger in der sich ausweitenden Gesellschaft.“ Und der Virologe wird noch grundsätzlicher: „Wir sind an einem Punkt, an dem die globale Gesellschaft nachdenken muss, ob viele Dinge, die passieren, richtig sind. Ich glaube, dass das in der Größenordnung der Klimathematik steht.“
Die Hamburger Klimawoche zeigt diese Zusammenhänge seit Anbeginn auf. Und auch auf der 12. Hamburger Klimawoche werden die Themen Ernährung, Gesundheit und Artenschutz eine Rolle spielen. Was wir bei der Klimawoche planen, die zwischen dem 20. und 27. September 2020 stattfinden wird, lesen Sie hier.